In diesen Tagen werden in den Ausstellungsräumen des Schweriner Kunstvereins die Bilder von Heike Kati Barath und Joachim Weischer abgehängt und verpackt. Die Ausstellung „I love Pubertät“ ist Geschichte. Damit sie jedoch nicht in Vergessenheit gerät, will Julia Wirxel mit Hilfe von Crowdfunding einen Ausstellungskatalog auf die Beine stellen.
Von Manuela Heberer
In 34 Tagen soll das Herz auf dem Bildschirm in vollem Rot leuchten und dahinter 5000 Euro stehen. Heute ist von dem Rot noch nicht viel zu sehen und statt 5000 steht da 250. Aber es sind ja auch noch 34 Tage Zeit. Auf der Crowdfunding-Plattform Startnext hat Julia Wirxel, die den Schweriner Kunstverein seit März leitet, das Katalog-Projekt online gestellt. Ihre Hoffnung: genügend direkte Unterstützer zu begeistern und die nötigen 5000 Euro zu sammeln. „Es wäre einfach schade, wenn nach der Ausstellung nichts mehr von ihr übrig bleibt“, so die Kunstwissenschaftlerin. Ihr schwebt ein Katalog vor, in dem neben Einzeldarstellungen der Werke auch Ausstellungsansichten zu sehen sind. „So könnten wir einen Eindruck davon vermitteln, wie die Bilder zusammen und vor allem in unseren Ausstellungsräumen wirken.“
Die Leiterin des Kunstvereins erhofft sich dadurch bei Kunstinteressierten durchaus eine Werbung für ihren Standort über Ländergrenzen hinweg. Vor allem durch die Beteiligung von Heike Kati Barath könnte dem Katalog eine große Aufmerksamkeit zu Teil werden. Besonders ihre großformatigen Darstellungen jugendlicher Gesichter sind mittlerweile sehr bekannt in der Kunstwelt. Die Bibliographie von Heike Kati Barath weist bereits etliche Ausstellungskataloge auf. Für Joachim Weischer wäre es dagegen der erste. Auch deshalb liegt Julia Wirxel das Projekt so sehr am Herzen. Immerhin kennt sie beide, Barath und Weischer, bereits seit über zehn Jahren. „Ich weiß, welche außerordentliche Qualität bei beiden dahintersteckt und dass ihre Arbeit Hand und Fuß hat“, so Wirxel.
Ein Kracher zum Neustart
„I love Pubertät“ war Wirxels erste Ausstellung in Schwerin. Für das Thema hatte sie sich entschieden, um nach längerer Umbauphase der Ausstellungsräume im alten Elektrizitätswerk „mit einem Kracher“ oder zumindest „etwas lauter“ zu starten. Dieser soll nun nicht vollständig verhallen, sondern in Form eines Kataloges die Ausstellung sozusagen verlängern. Gerade auch diejenigen, die nicht persönlich vorbeischauen konnten, würden dadurch einen Einblick in die Arbeit der beiden künstlerischen Positionen erhalten, so Julia Wirxel. Deshalb hoffe sie auf zahlreiche Unterstützer.
Am Ende müssen hier 5000 Euro das rote Herz zum Leuchten bringen, sonst gibt es nichts. Das Prinzip, das dahintersteckt, ist relativ simpel: Künstler und Kreative stellen ihre Idee oder ihr Projekt auf der Plattform online und legen fest, welches Budget sie zu welchem Zeitpunkt erreichen wollen. Dann wird die Werbetrommel gerührt und das Projekt bekannt gemacht. Dabei gilt, wer viel trommelt, erreicht in der Regel auch mehr. Erst wenn die Uhr abgelaufen und das Finanzierungsziel erreicht ist, wird das Geld ausgezahlt und der Projektstarter kann seine Idee umsetzen. Kommt nicht genügend Geld zusammen, erhält jeder Unterstützer sein Geld zurück – das Projekt geht leer aus.
Zwei Projekte aus Mecklenburg-Vorpommern haben auf der Plattform Startnext bereits auf Crowdfunding als Finanzspritze gesetzt. Mit Erfolg: 510 Euro wurden für die Produktion des Kurzfilms „Not dead yet“ gesammelt. Mehr als erwartet, nämlich 2051 statt der benötigten 500 Euro wurden für das Projekt „20 Jahre Rostock-Lichtenhagen“ gespendet. Damit konnten 10.000 DVD-Filme zur Erinnerung und zum Gedenken an die Pogrome an Rostocker Bürger verteilt werden.
„Noch ist die Auswahl relativ klein, wir hoffen jedoch in nächster Zeit weitere Kreative aus Mecklenburg-Vorpommern für unsere Plattform gewinnen zu können“, so Philipp Liekefett von Startnext. Julia Wirxel jedenfalls will an diese guten Ergebnisse anknüpfen. Die Erfolgsquote der 2010 in Dresden gegründeten gemeinnützigen Plattform Startnext bestärkt sie dabei: Seit Finanzierungsstart im Oktober 2010 sollen nach eigenen Angaben über 1,2 Millionen Euro gesammelt und 331 Projekte aus allen kreativen Sparten erfolgreich finanziert worden sein.