Mit durchschnittlich 1.650 Besuchenpro Tag in den vergangenen zwölf Monaten verzeichnet das Internetportal gruender-mv.de ein großes Interesse. So ist den Angaben des Wirtschaftsministeriums MV zufolge, das internetbasierte Gründerportal www.gruender-mv.de im letzten Jahr 600.000 mal von informationssuchenden Gründern, Start-ups und anderen gründungsinteressierten Menschen aufgerufen worden.
Für die vielen Geschichten, die Mut machen sollen, aber auch für Informationen rund um die Gründerszene ist seit September 2016 Ralph Schipke zuständig. Der Neubrandenburger Journalist, der bereits mit seinen Dorfgeschichten immer mit liebevollem Auge auf die Mecklenburger schaute, löst Grit Gehlen als Redakteur für das Gründerportal ab. Wir nutzen seinen frischen Blick und fragten wie er die Gründerszene in Mecklenburg-Vorpommern einschätzt und was es braucht, um erfolgreich zu werden.
– von Manuela Kuhlmann-
„Die Gründerkultur in MV kann nicht mit Metropolen wie Hamburg oder Berlin verglichen werden“, sagt Ralph Schipke frei heraus. Aber es lassen sich hier durchaus Gründer-Biotope wie Wismar, Rostock, Stralsund oder Greifswald entdecken. Sie entstehen vor allem durch eine Infrastruktur, die gründerfreundlich ist. Spontan fallen ihm das Biotechnikum (http://www.biotechnikum.org/) und die Universität Greifswald oder das Leibniz-Institut für Plasmaforschung ein. Die Technologiezentren (www.tgz-mv.de) in Wismar und Schwerin bieten Start-ups nicht nur für sechsMonate Büros zum halben Preis, sondern auch Arbeitsgemeinschaften in Traumlage und unterstützen mit kostenlosen Gründerberatungen.

Das Technologiezentrum in Wismar bietet nicht nur eien tolle Aussicht, sondern hier finden Grüner ihre Zukunft. Foto: TGZ Wismar
In Rostock entstanden Co-Work-Spaces wie das Warnow Valley,die zum gemeinsamen wachsen animieren. Gründer profitieren von viel Know-How und können Mentoren finden. „Das Rostocker Fraunhofer IGT(www.igd.fraunhofer.de) hat beispielsweise das Startup Duschkraft bei seinem Kampf gegen den Schimmel im Bad unter seine Fittiche genommen“, weiß Ralph Schipke.
Er empfiehlt, sich sein persönliches Wachstums-Umfeld zu suchen. Dazu gehört nicht nur „Mutterboden“, wie Büroräume und Internet, sondern auch Licht,Wind und freie Sicht, die der Nordosten reichlich bietet. Der Wind unter den Flügeln können Unterstützer, Branchencluster oder Berater sein. „Unbedingt lohnt es sich, gezielt auf Netzwerktreffen und Gründertreffs zu gehen, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren und gezielt in der Branche nach Mentoren zu suchen“, rät Ralph Schipke. Tipp: Auch über eine Unternehmensnachfolge kann eine Geschäftsidee verwirklicht werden. Bei der IHK und der Bürgschaftsbank des Landes (https://www.buergschaftsbank-mv.de/) gibt es Informationen über Unternehmer, die einen Nachfolger suchen. Findet jemand hier ein Unternehmen aus der gleichen Branche und die Chemie stimmt, kann auch das der Anfang der eigenen Gründerstory – ganz ohne Gründung – sein.
„Ein Patentrezept gibt es nicht“, sagt Ralph Schipke, „aber Mut, Engagement und Vernetzung gehören zu den Grundzutaten.“ So haben die Rostocker Schokoladenhersteller von Kilian & Close die „Academy of Chocolate“ in Großbritannien kontaktiert. Von der Einsendung einer Probe ihrer veganen Fair-Trade Schokolade erhofften sie sich fachmännisches Feedback oder vielleicht Verbesserungsvorschläge. Stattdessen wurden sie gleich begeistert prämiert.
„MV ist klein und so kennt sich die Gründerszene und kann sich sehr gut vernetzen“, kennt Schipke den Vorteil unseres Bundeslandes. Dass man aber nicht nur unter sich bleibt, sondern auch Potential zur Expansion hat, zeigt das Beispiel der Schokoladen-Hersteller von der Ostseeküste. Die beiden Gründer vertreiben mittlerweile ihre Produkte nicht nur Deutschland, sondern auch Europaweit. Das Sahnehäubchen obendrauf: Die komplette Manufakturproduktion vom ersten bis zum letzten Schritt findet aus fair angebauten und gehandelten Kakaobohnen in Rostock statt.
Ralph Schipke kann auch der Politik unseres Bundeslandes großes Engagement für Gründerinnen und Gründer attestieren. Über Förderinstrumente wie Schulungen und Netzwerkveranstaltungen werde etwa die Kreativwirtschaft gestärkt.Gründerstipendien und Mikrokredite sorgen während der Startphase für Liquidität. Alle zur Gründung notwendigen Informationen, Kontaktadressen und Fördermöglichkeiten sind komprimiert auf der Internetseite gruender-mv.de zusammengefasst. Zudem werden Weiterbildungstermine, Hinweise zu aktuellen Wettbewerben für Start-ups und interaktive Online-Hilfen angeboten. Das Portal gruender-mv.de wird seit 2015 noch bis 2018 im Rahmen der Richtlinie „Förderung von Entrepreneurship“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Höhe von rund 500.000 Euro unterstützt. Projektträger ist der Allgemeine Unternehmensverband Neubrandenburg.